Umberto Federico d‘Amato

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Umberto Federico d‘Amato, geboren 1920 in Marseille, gestorben 1996.

Biografie

D‘Amato war über drei Jahrzehnte lang Knotenpunkt der Verbindung zwischen amerikanischen und italienischen Geheimdiensten. Auch ihn findet man in der Mitgliederliste der P2, eng ist sein Kontakt mit P2-Chef Licio Gelli.

Seit 1943 arbeitet er schon eng mit dem Vorläufer der CIA, dem 0SS, und den Amerikanern in Rom zusammen. Wegen seiner Verdienste gegenüber den Nazis wird er mit US-Ehrenmedaillen ausgezeichnet. Seit dem Kriegsende ist er — nach eigenen Aussagen vor der Parlamentskommission zur P2 — in verschiedenen Geheimbüros beim Inhenministerium tätig. Darüber hinaus ist er zwischen 1960 und 1974 der Verantwortliche der italienischen Geheimdienste in der NATO und befasst sich dort mit »Terrorismus und staatszersetzenden Aktivitäten«.

Sergio Flamigni zu d‘Amato: »Er war einer der hautpsächlichen Vertrauensleute der CIA in Italien. Auch mit dem französischen Geheimdienst SDECE hatte er enge Beziehungen. Der Fall d‘Amato ist einzigartig.Während auf der NATO-Ebene alle Länder durch Militärs repräsentiert waren, nur Generäle sind in dem entscheidenden Komitee organisiert, ist d‘Amato für Italien der einzige Zivile. Er hat mit doppelter Loyalität gehandelt, gegenüber den Amerikanern und gegenüber den Italienerin.«

Nach dem Krieg leitet er das geheime NATO-Sicherheitsbüro. Er ist der Motor für die Treffen der Geheimdienste verschiedener europäischer Länder unter der Leitung der CIA in Bern. Die parlamentarischen Untersuchungskommissionen haben ein recht deutliches Bild d‘Amatos erarbeiten können. Kommissionsmitglied Sergio Flamigni führt aus, dass er gleich von Beginn der Studentenbewegung es verstand, seine Leute in die marxistisch-leninistischen Gruppen zu infiltrieren, um diese so für andere politische Zwecke manipulieren zu können (s.S. 243), und fügt hinzu: »Er hatte die demokratische Entwicklung in Italien zu bremsen. Ich bin überzeugt davon, dass Persönlichkeiten wie d‘Amato außerordentliche Verantwortlichkeiten in diesem Feld haben.«

In Ermittlungen zum Rechtsterrorismus sind rege Kontakte zwischen d‘Amato und führenden Rechtsterroristen wie Stefano delle Chiaie festgestellt worden. Auch wurde d‘Amato als der Motor für nachweislich mindestens eine Aktion genannt, in der delle Chiaie und seine Gruppe die Häuser Roms mit promaoistischen Plakaten, die sich gegen die weiche Linie der PCI richten, voll kleben. Einige Journalisten sehen in d‘Amato den herausragenden Realisator des Field-Manual 30—31 und einen entscheidenden Förderer des Linksextremismus beziehungsweise -terrorismus. Delle Chiaie hat wiederholt behauptet, dass er d‘Amato und andere hohe Amtspersonen des Innenministeriums »ruinieren« könne.

Als d‘Amato 1974 während der Entführung Sossis sich den Lapsus erlaubt zu sagen, dass »wir jeden einzelnen Rotbrigadisten kennen«, wird kurz danach sein Büro aufgelöst.

Vor der parlamentarischen Untersuchungskommission zum Fall Moro räumt er Anfang der 80er-Jahre ein, auch nach 1974 zu allen wichtigen innenpolitischen Fragen verantwortlich hinzugezogen worden zu sein. Ab 1974 leitet er Polizeisektionen, bleibt gleichzeitig aber bis zu seiner Pensionierung 1984 Leiter des zivilen Geheimdienstes als Nachfolger des »Büros für vertrauliche Angelegenheiten«. 1978 ist er Mitglied des geheimen Moro-Krisenkomitees.

1987 bezeichnet ihn auch der amerikanische Agent Francesco Pazienza im Prozess zum Bombenanschlag im Bahnhof von Bologna als den »CIA-Mann in Italien seit Angletons Zeiten«, also seit nach dem Krieg. Bis zu seinem merkwürdigen, plötzlichen Tod 1996 schrieb er im Wochenmagazin »Espresso« unter Pseudonym eine Rubrik zu Gourmetrestaurants.

(aus: Regine Igel, 2006: Terrorjahre)