Essen und nicht satt werden

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Die hilfreichste heiligste Arbeit, die gegenwärtig für die Menschheit getan werden kann, ist, die Leute zu lehren (und das, wie alles am besten zu lehren ist: durch Beispiel) nicht wie sie sich "bessern", sondern wie sie Befriedigung finden können. Essen und nicht satt werden, das ist der Fluch jeder sündigen Natur, jedes sündigen Geschöpfes. Die Worte des Segens sind, daß sie essen und satt werden sollen; und wie es nur Ein Wasser gibt, das allen Durst löscht, so gibt es nur Ein Brot, das allen Hunger stillt, das Brot der Gerechtigkeit; wenn sie danach hungern, werden die Menschen immer gesättigt werden, denn es ist das Brot des Himmels; wenn sie aber nach dem Brot und Sold der Ungerechtigkeit hungern, werden sie nicht gesättigt werden, denn es ist das Brot Sodoms. Um die Menschen zu lehren, wie sie Befriedigung finden, ist es notwendig, die Kunst der Freude und eines bescheidenen Lebens völlig zu verstehen; denn sie ist gegenwärtig unter allen Künsten und Wissenschaften diejenige, die am meisten des Studiums bedarf. Bescheidenes Leben, das soll sagen, ein Leben, bei dem kein künftiges Aufsteigen, sondern nur süße Fortdauer erstrebt wird. Es schließt das nicht die Vorsicht aus, aber gänzlich alle Sorge und alle bekümmerten Gedanken um kommende Tage, auch nicht die Fürsorge, wohl aber jede Anhäufung; - das Leben häuslicher Liebe und häuslichen Friedens; voller Empfänglichkeit für alle Elemente kostenloser, heitrer Freuden, besonders an dem Liebreiz der natürlichen Welt.

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Quelle

Modern Painters, John Ruskin, 1843-1860 (Übersetzung von Maria Kühn, 1910).