Bruchsal 22.10.2025
- Veranstaltungsreihe zum Gedenken an die Deportation der badischen Juden


- Vor 85 Jahren wurde die jüdische Bevölkerung Badens in das Lager Gurs verschleppt
Bruchsal (PM) Vor 85 Jahren, am 22. Oktober 1940, wurde die bereits zuvor entrechtete und gedemütigte jüdische Bevölkerung in Baden und der Pfalz gezwungen, sich mit nur wenigen Habseligkeiten binnen weniger Stunden an den nächstgelegenen Bahnhöfen einzufinden. Tausende wurden in das Internierungslager im südfranzösischen Gurs deportiert, auch über 80 Menschen aus Bruchsal verloren ihre Heimat, auf viele wartete zuletzt der Tod in den Vernichtungslagern im Osten.
Gemeinsam mit Kirchen, Vereinen, Kulturinstitutionen und Schulen konnte die Stadtverwaltung aus Anlass des Jahrestages eine Veranstaltungsreihe zur Erinnerung an die Ereignisse vor 85 Jahren zusammenstellen.
So lädt die Friedensinitiative Bruchsal am Mittwoch, 22. Oktober, um 16.15 Uhr zu einem rund 90-minütigen alternativen Stadtrundgang mit dem Titel „Bruchsal unterm Hakenkreuz“ ein. Dabei werden Orte und Plätze in der Stadt vorgestellt, die Zeugnisse für die Gewalttaten der Nationalsozialisten sind und im Zusammenhang mit dem Terrorregime stehen. Treffpunkt ist der Haupteingang des Bruchsaler Rathauses, die Teilnahme ist kostenfrei.

In Bruchsal, Untergrombach und Heidelsheim – den heutigen Stadtteilen, in denen Menschen von der Deportation betroffenen waren – finden am 22. Oktober Gedenkstunden statt.
In Untergrombach beginnt das öffentliche Gedenken um 17 Uhr vor dem Mahnmal beim Kindergarten Arche Noah, Joß-Fritz-Straße 30 a. Der Stein wurde im Rahmen des „Ökumenischen Jugendprojektes Mahnmal“ von Jugendlichen und jungen Erwachsenen der evangelischen und katholischen Kirchengemeinde entworfen und angefertigt und im Mai 2012 eingeweiht. Er erinnert an die 1940 in das Lager Gurs deportierten Untergrombacher Bürger jüdischen Glaubens. Zu der Gedenkstunde laden die beiden Kirchengemeinden in Zusammenarbeit mit der Stadt Bruchsal, dem örtlichen Heimatverein und Schülern der Joß-Fritz-Schule ein.
In Bruchsal findet das öffentliche Gedenken um 18 Uhr vor dem Alten Feuerwehrhaus in der Friedrichstraße statt, dem ehemaligen Standort der Synagoge. Mit dem Projekt „Denkort Fundamente“ soll an dieser Stelle künftig ein Ort der Begegnung und der Erinnerung entstehen. Die Stadt Bruchsal, die Friedensinitiative und die Arbeitsgemeinschaft christlicher Gemeinden gestalten gemeinsam mit dem Ensemble Shtetl Tov und Schauspielern der Badischen Landesbühne die Gedenkstunde.
Um 19:30 schließt sich ebenfalls am selben Abend, 22. Oktober, ein Gedenken in Heidelsheim auf dem Platz zwischen evangelischer Kirche und Verwaltungsstelle an. Auch Heidelsheim gehörte zu den insgesamt 137 badischen Gemeinden, in der Menschen jüdischen Glaubens von der Deportation betroffen waren. Einen Stein mit der Inschrift „Im Gedenken an unsere verschleppten jüdischen Mitbürger“ schufen die örtlichen Mitglieder des Verbandes Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder 2005. Gemeinsam getragen wird Gedenken auch hier von den beiden Kirchengemeinden und der Stadt Bruchsal. Der Posaunenchor Heidelsheim umrahmt die Veranstaltung musikalisch.
Mit dem Vortrag „Stolpersteine als Schülerprojekt“ beendet in Bruchsal ein Vortrag von Florian Jung, beginnend um 20 Uhr, die Veranstaltungsreihe am Abend des 22. Oktober. Jung widmet sich seit über zehn Jahren mit den 8. Klassen des Justus-Knecht-Gymnasiums der Erforschung der Biografien von Opfern des Nationalsozialismus und engagiert sich gemeinsam mit seinen Schülern bei der jährlichen Verlegung von Stolpersteinen. In seinem Vortrag, der vom Freundeskreis des Justus-Knecht-Gymnasiums veranstaltet wird, gibt Jung Einblicke in die Projektarbeit und in die Erinnerungskultur Bruchsals, die besonders durch die zahlreichen Kontakte zu jüdischen Angehörigen weltweit lebt. Die Veranstaltung findet statt im Justus-Knecht-Gymnasium Bruchsal, Raum 13 (Leichtbau im Hof).
Am Donnerstag, 23. Oktober, um 19 Uhr tritt in der Untergrombacher Gustav-Adolf-Kirche das Duo KLArissimo unter dem Titel „Klezmer und mehr“ auf. Stefan Volz an der Klarinette und Heidrun Paulus am Klavier bieten mit der traditionellen Musik des osteuropäischen Judentums ein empfindungsreiches Programm – von tiefer Melancholie bis hin zu ausgelassener Freude. Diese vielschichtigen Facetten der mitreißenden und lebensnahen Klezmer-Tradition wollen die beiden Musiker bewusst ausleuchten. Der Eintritt zu dem von der Evangelischen Christusgemeinde Unter- und Obergrombach veranstalteten Konzertabend ist frei, Spenden sind erwünscht.
Datum | Zeit | Veranstaltung | Ort |
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22.10.2025 | 16:15 | Alternativer Stadtrundgang mit der Friedensinitiative Bruchsal | Treffpunkt: Haupteingang Rathaus am Marktplatz, Kaiserstraße 66 ● Teilnahme frei |
22.10.2025 | 17:00 | Gedenkstunde an die Deportation in Untergrombach | Mahnmal beim Kindergarten Arche Noah, Joß-Fritz-Straße 30 a ● Öffentliche Veranstaltung |
22.10.2025 | 18:00 | Gedenkstunde an die Deportation in Bruchsal | Altes Feuerwehrhaus, Friedrichstraße 78, vor der Gedenktafel ● Öffentliche Veranstaltung |
22.10.2025 | 19:30 | Gedenkstunde an die Deportation in Heidelsheim | Platz zwischen evangelischer Kirche und Verwaltungsstelle ● Öffentliche Veranstaltung |
22.10.2025 | 20:00 | Vortrag von Florian Jung „Stolpersteine als Schülerprojekt“ | Justus-Knecht-Gymnasium Bruchsal, Raum 13 (Leichtbau im Hof) ● Eintritt frei |
23.10.2025 | 19:00 | Duo KLArissimo, Konzert „Klezmer und mehr“ | Gustav-Adolf-Kirche Untergrombach, Bruchsaler Str. 63 ● Eintritt frei |