Bezahlung II

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Im allgemeinen wird gute, nützliche Arbeit, gleichviel ob des Kopfes oder der Hand, entweder schlecht oder überhaupt nicht bezahlt. Ich sage nicht, daß es so sein sollte, es ist aber immer so. In der Regel bezahlen die Leute nur dafür, daß ihnen die Zeit vertrieben oder daß sie betrogen werden, nicht dafür, daß ihnen gedient wird. Fünftausend im Jahr für den Schwätzer und einen Schilling täglich für den Kämpfer, Arbeiter und Denker ist die Regel. Von der besten Kopfarbeit in Kunst, Literatur und Wissenschaft ist nie etwas bezahlt worden. Was, meinst du wohl, bekam Homer für seine Iliade? oder Dante für sein Paradies? nur bittres Brot und Salz und Auf- und Niedersteigen auf anderer Leute Treppen. Auf dem Gebiet der Wissenschaft wurde dem Mann, der das Teleskop entdeckte und zuerst den Himmel sah, mit einem Kerker gelohnt; der Mann, der das Mikroskop erfand und zuerst die Erde sah, starb, aus der, Heimat vertrieben, den Hungertod. Es ist in der Tat ganz klar, daß Gott alle vollkommen gute Arbeit und Rede umsonst getan haben will. Ich glaube, Baruch, der Schriftgelehrte, bekam nicht einen Pfennig für die Zeile, als er Jeremias' zweite Rolle schrieb, und der heilige Stephan erhielt kein Bischofsgehalt für seine lange Predigt, nichts als Steine.

Da sind nun die Handarbeiter nicht ganz so übel dran. Das Schlimmste, das ihnen begegnen kann, ist Steineklopfen; nicht gesteinigt werden. Und für sie wird eine Zeit besserer Bezahlung kommen; sicherlich werden wir eines Tages den Leuten nicht ganz so viel dafür bezahlen, daß sie im Parlament reden und nichts tun, als dafür, daß sie schweigen und etwas tun; wir werden den Ackerer etwas höher bezahlen, den Advokaten etwas niedriger u.s.w. Dafür aber wenigstens können wir heute schon Sorge tragen, daß alle Arbeit, die geschieht, voll bezahlt wird und zwar dem Manne, der sie tut, nicht einem andern.

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Quelle

The Crown of Wild Olive, John Ruskin, 1866-1869 (Übersetzung von Maria Kühn, 1910).