Alberto Franceschini

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Biografie

Alberto Franceschini, geboren 1948 in Reggio Emilia.

Franceschini stammt aus einer kommunistischen Arbeiterfamilie, durch die er früh in Klassenkämpfe einbezogen wird. Bald ist er enttäuscht von der kommunistischen Partei, wünscht sich mehr Militanz gegen soziale Ungerechtigkeit. Mit Beginn der Studentenbewegung brodelt es in der kommunistischen Jugendorganisation gegen die als korrupt angesehene örtliche und nationale Parteiführung. In der stark politisierten Stadt mit national bedeutender Industrie finden militante Jugendliche zueinander. Alberto studiert Bergbau, nimmt an radikalen Aktionen an der Universität teil, tauscht sich aus mit Marxisten-Leninisten auch aus anderen Städten und stellt Kontakte zu Arbeitern in Fabriken her. Ende 1969 wird eine Zusammenarbeit mit der Gruppe "Collettivo politico metropolitano" von Corrado Simioni und Renato Curcio in Mailand enger, bis dann im Sommer 1970 die beiden Gruppen die Roten Brigaden gründen. Nach seiner Verhaftung 1974 wird Franceschini wegen der Entführung Sossis zu 13 Jahren, wegen Mitgliedschaft in einer bewaffneten Gruppe zu 14 Jahren und dann nach und nach wegen der Anzettelung zu Aufständen im Gefängnis oder der Verherrlichung von Gewalt während der Prozesse zu weiteren 70 Jahren verurteilt. Seit der militärisch perfekten Entführung Aldo Moros, die Franceschini aus der Haft verfolgt, sind in ihm Zweifel an der Autonomie der Roten Brigaden gewachsen.

Anfang der 80er-Jahre sagt er sich von den Roten Brigaden los, wird 1988 Freigänger und kommt 1992 frei. Seither hat er eine Leitungsfunktion in der nationalen Organisation ARCI, die sich um die Integration von Einwanderern und Fremdarbeitern bemüht. Daneben ist er aktiv, um in Zusammenarbeit mit Journalisten, Staatsanwälten und Parlamentariern die Hintergründe des Terrorismus in Italien weiter aufzudecken.

(aus: Regine Igel, 2006: Terrorjahre)