Vincenzo Vinciguerra

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Biografie

Vincenzo Vinciguerra, geboren 1949 in Sizilien, aufgewachsen in Udine.

Vinciguerra ist verantwortlich für das Bombenattentat von 1972 in Peteano (Ort nordöstlich von Venedig), bei dem drei Polizisten getötet wurden. Er ist der einzige überführte Rechtsterrorist, der seine Tat gestanden hat und zu lebenslanger Haftstrafe verurteilt wurde.

Die Bekenntnisse Vinciguerras zeugen von der Taktik der Irreführung der untersuchenden Behörden durch die Geheimdienste und die Benutzung des Rechtsterrorismus durch den Staat. Er hat seine Tat nie bereut und bleibt seinen rechtsterroristischen Überzeugungen bis heute treu. Obwohl er mit den Behörden zusammenarbeitet, hat er nie Namen genannt. Ein besonderes Anliegen war ihm, sich von den Rechtsterroristen auch seiner eigenen Organisation (erst Ordine Nuovo, dann Avanguardia Nazionale) abzugrenzen. Wenn er auch weiß, dass viele von ihnen Mitglieder in der Geheimstruktur Gladio waren und sich »von den Geheimdiensten haben manövrieren lassen«, weist er das für sich jedoch weit von sich. Er sieht sich als »reinen« revolutionären Faschisten, der gegen den Kommunismus, aber auch gegen den bürgerlichen Staat und den amerikanischen Imperialismus kämpfen wollte.

Von allen Anschlägen ist nur der von Peteano für ihn ein selbstständiger rechtsterroristischer Akt, da hier — in Gestalt der drei Polizisten — Repräsentanten des Staates getroffen wurden.

Der venezianische Ermittler Felice Casson bleibt Vinciguerra gegenüber misstrauisch. Neben Widersprüchen in seinen Aussagen deutet auch die Tatsache, dass der von ihm benutzte Sprengstoff auffällig dem aus Gladio-Lagern ähnelt, auf seine Zusammenarbeit mit den Geheimdiensten in der Strategie der Spannung hin.

Felice Casson: "Aufgrund der Ermittlungen zum Anschlag in Peteano konnten die Kontakte zwischen Rechtsextremismus, Polizeipräsidium und den Carabinieri und dem Geheimdienst und Politikern nachgewiesen werden. Ein Polizeipräsident ist festgenommen worden, einem Staatsanwalt wurde der Prozess gemacht. Dieser Fall wurde zu einem Fenster auf die Geschichte Italiens, auf die Verbindungen des Rechtsextremismus mit dem italienischen, aber auch mit ausländischen Geheimdiensten. Deutlich wurde die große Abhängigkeit des italienischen Geheimdienstes von der CIA. Er folgte allen Direktiven des amerikanischen Geheimdienstes. Das ging über alle Grenzen der Souveränität hinaus."

Nach dem Bombenattentat von Peteano flieht Vinciguerra erst nach Spanien, dann nach Südamerika, wo er mit dem ebenfalls geflohenen Stefano delle Chiaie zusammenarbeitet. Mit den Exilanten von Avanguardia Nazionale und den Erfahrungen der diktatorischen Systeme in Südamerika mehr als unzufrieden, stellt er sich 1979 den italienischen Behörden und tritt zwölf Jahre Haft für eine versuchte Flugzeugentführung von 1972 an. 1984 bekennt er Untersuchungsrichter Casson seine Täterschaft im Anschlag von Peteano und verzichtet auf den Berufungsprozess. Im Gefängnis verfasst er zwei autobiografische Bücher.

(aus: Regine Igel, 2006: Terrorjahre)