Glückseligkeit

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Wir hören beständig scharfsinnige Leute ihren klagenden (gewöhnlich in der Welt schlechter als sie selbst gestellten) Nachbarn anempfehlen, in dem ihnen von der Vorsehung angewiesenen Stande zufrieden zu sein. Vielleicht gibt es Lebensumstände, bei denen die Vorsehung nicht beabsichtigt, daß sich jemand darin zufrieden gibt. Trotzdem ist der Grundsatz im ganzen gut, besonders für den Hausgebrauch. Ob sich dein Nachbar mit seiner Stellung zufrieden geben sollte, oder nicht, ist nicht deine Sache; aber es ist im höchsten Grade deine Sache, in deiner Stellung zufrieden zu sein. Wir brauchen heutzutage vor allem, daß gezeigt wird, wieviel Freude uns bei einer bescheidenen, arbeitsamen, wohlgeordneten Lebenshaltung werden kann. Wir brauchen das Vorbild von Leuten, die es dem Himmel überlassen, zu entscheiden, ob sie in der Welt steigen sollen, aber für sich selbst entscheiden, daß sie in ihr glücklich sein wollen und entschlossen sind, nicht höheres "Glück", sondern tiefere Glückseligkeit zu begehren und sich vor allem andern selbst zu besitzen.

Quellen

Unto This Last, John Ruskin, 1860 (Übersetzung von Maria Kühn, 1910).