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Aktuelle Version vom 25. Februar 2015, 13:50 Uhr
- Felice Casson, geboren 1954 in Chioggia bei Venedig.
Biografie
Seit 1981 ist Casson beim Gericht in Venedig tätig, anfangs als Untersuchungsrichter, seit 1994 dann als Staatsanwalt. Er befasst sich gerne mit Fällen, in denen Mut und Hartnäckigkeit gefordert sind. Seine Ermittlungen zu Betrügereien am Casino von Venedig versetzten alles, was in der Stadt Rang und Namen hat, in Aufregung. Er ermittelt über betrügerische Examen an der Architekturfakultät, geht Spuren eines illegalen Waffenhandels in der Direktionsspitze der "Banca nazionale del lavoro" nach und orientiert sich wenig an Parteibüchern, wenn es gilt, Politiker vorzuladen. Casson ist weder Mitglied einer Partei noch einer politisch getönten Berufsorganisation, was alle diejenigen nicht interessiert, die ihn diffamierend einen Kornmunisten schimpfen, nur weil ihnen seine "Schnüffeleien" nicht behagen.
Als ihm der Fall des Bombenanschlags von Peteano übergeben wird, rät man ihm, "schnell abzuschließen". Seine Vorgesetzten am Gericht unterstützen ihn wenig, doch Casson will aufklären.
Als er 1989 schließlich auf die Organisation Gladio stößt, lässt er nicht locker und erreicht das erste Mal, dass einem Untersuchungsrichter wichtige Geheimdokumente aus den SISMI-Archiven zugänglich werden. Hart geht er ins Gericht mit der P2, dem Chef des SISMI-Admiral Fulvio Martini, dem Gladio-Verantwortlichen General Paolo Inzerilli und drei venezianischen Richtern, die er beschuldigt, verfolgte Neofaschisten gedeckt zu haben und Mitglieder der illegalen Organisation Gladio zu sein.
Als Casson Staatspräsident Cossiga als Zeugen vorlädt, geht ein Diskreditierungssturm gegen ihn los.
Francesco Cossiga ist empört über die Ergebnisse der Arbeit Cassons zu Gladio. Unglaublich, mit welch harten Angriffen er, selbst in seinem Amt als Staatspräsident, reagiert.
"Es ist eine Schande, ertragen zu müssen, dass Untersuchungsrichter Casson überhaupt noch in seinem Amt bleibt. Es ist völlig unverständlich, warum man ihm überhaupt noch staatliche Leibwächter zubilligt. Casson ist ein dummer Junge. Turbulenten kleinen Jungs sollte man die Marmelade wegnehmen und vor allen Dingen aufhören, von ihnen zu sprechen."
Ein typisches Beispiel dafür, wie sich Untersuchungsrichtern und Staatsanwälten gegenüber verhalten wird, wenn sie sich beharrlich und unbeirrbar mit Dingen befassen, die für Politiker und hohe Militärs unbequem sind. Um den "Störenfried" mundtot zu machen, beantragt Cossiga beim Obersten Richterrat gar Cassons Versetzung. Doch die Zeiten haben sich geändert. Cossiga hat kein Staatsamt mehr inne, und Casson ist heute als Staatsanwalt anerkannt und erfolgreich beim Gericht in Venedig tätig. In den letzten zehn Jahren hat er internationale Beachtung auch mit dem Prozess gegen 31 Manager des Chemieunternehmens Montedison erreicht.