Bruno Contrada: Unterschied zwischen den Versionen

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== Biographie ==
  
 
Contrada kommt als 30-Jähriger in den Polizeidienst nach Palermo, wo er im Laufe der Jahre Chef der Mordkommission des Polizeipräsidiums und dann der für den Kampf gegen die Mafia verantwortliche Vize-Polizeipräfekt wird.
 
Contrada kommt als 30-Jähriger in den Polizeidienst nach Palermo, wo er im Laufe der Jahre Chef der Mordkommission des Polizeipräsidiums und dann der für den Kampf gegen die Mafia verantwortliche Vize-Polizeipräfekt wird.
  
In der Mafia-Hochhurg Palermo werden Mafia-Spitzel im Staatsapparat immer wieder vermutet. Gegenüber Bruno Contrada bleibt der unter Kollegen schon Anfang der 80er-Jahre entstehende Verdacht besonders konstant. Auch Giovanni Falcone fehlten handfeste Beweise, um gegen ihn vorzugehen. Neben seinem Amt in der Polizei ist Contrada der erste Mann des zivilen Geheimdienstes SISDE in Sizilien. der dritte in der nationalen Rangfolge. Damit hat er Zugang zu Geheiminformationen und steht in unmittelbarem Kontakt mit den Politikern in Rom. Contrada ist Mitglied der mächtigen Elite-Freimaurerloge Ritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem. Wer in Sizilien Rang und Namen hat, ist hier organisiert.
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In der Mafia-Hochhurg Palermo werden Mafia-Spitzel im Staatsapparat immer wieder vermutet. Gegenüber Bruno Contrada bleibt der unter Kollegen schon Anfang der 80er-Jahre entstehende Verdacht besonders konstant. Auch [[Giovanni Falcone]] fehlten handfeste Beweise, um gegen ihn vorzugehen. Neben seinem Amt in der Polizei ist Contrada der erste Mann des zivilen Geheimdienstes SISDE in Sizilien, der dritte in der nationalen Rangfolge. Damit hat er Zugang zu Geheiminformationen und steht in unmittelbarem Kontakt mit den Politikern in Rom. Contrada ist Mitglied der mächtigen Elite-Freimaurerloge Ritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem. Wer in Sizilien Rang und Namen hat, ist hier organisiert.
  
 
Als 1992 in Italien das große Aufräumen beginnt und ehemalige Mafiosi den Ermittlern gegenüber Namen der Doppeispieler im Staatsapparat nennen, hat auch Contradas Stunde geschlagen.  
 
Als 1992 in Italien das große Aufräumen beginnt und ehemalige Mafiosi den Ermittlern gegenüber Namen der Doppeispieler im Staatsapparat nennen, hat auch Contradas Stunde geschlagen.  
  
Er wird beschuldigt, Verhaftungen von Mafiosi verhindert zu haben, indem er geplante Polizeiaktionen der Mafia vorher mitteilte; auch soll er geheime, den Mord an Giovanni Falcone und Paolo Borsellino 1992 ermöglichende Informationen weitergegeben und Ermittlungen der Staatsanwaltschaft behindert haben. 31 Monate verbringt er in Untersuchungshaft. 35.000 Seiten umfassen die Prozessakten, zehn geständige Mafiosi beschuldigen ihn, getrennt voneinander, mit der Mafia gemeinsame Sache gemacht zu haben.
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Er wird beschuldigt, Verhaftungen von Mafiosi verhindert zu haben, indem er geplante Polizeiaktionen der Mafia vorher mitteilte; auch soll er geheime, den Mord an [[Giovanni Falcone]] und [[Paolo Borsellino]] 1992 ermöglichende Informationen weitergegeben und Ermittlungen der Staatsanwaltschaft behindert haben. 31 Monate verbringt er in Untersuchungshaft. 35.000 Seiten umfassen die Prozessakten, zehn geständige Mafiosi beschuldigen ihn, getrennt voneinander, mit der Mafia gemeinsame Sache gemacht zu haben.
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Nach der Verhaftung Contradas im Dezember 1992 verteidigt ihn allzu lautstark der nationale Polizeichef Vincenzo Parisi, einige Jahre zuvor Chef des SISDE: Contrada sei ein braver Staatsdiener, nur durch die Umstände in Sizilien dazu geführt, "''sich die Hände schmutzig zu machen''". In seltener Offenheit räumt der Polizeichef damit die Notwendigkeit "''schmutziger Tätigkeit''" dieser Art für einen hohen Staatsfunktionär ein. Contrada weist allerdings im Prozess dann weit von sich, jemals "''schmutzige''" Aufträge angenommen zu haben, "''die seien ihm immer zu gefährlich gewesen''". Parisi ist inzwischen — plötzlich — gestorben und kann seine Angaben im Prozess nicht mehr vertiefen.
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Der Staatsanwalt stellt fest, dass Contrada mit dem Wissen und der Deckung durch hohe Politiker und Staatsbeamte aktiv war. Genannt werden der Ex-Innenminister Antonio Gava, 1995 ebenfalls wegen mafioser Aktivitäten angeklagt. Polizeichef Vincenzo Parisi und ein anderer Exchef des SISDE, Riccardo Malpica, angeklagt wegen Veruntreuung hoher Summen von Staatsgeldern.
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Der Contrada-Prozess gilt als ein Anfang zur Aufdeckung der obskuren Umtriebe der Geheimdienste mit der Mafia, die auf die eine oder andere Weise in allen politischen Mafia-Morden aufgetaucht sind. Doch der Prozessverlauf spiegelt die schwierige Lage wider, vor der die Gerichte mit angeklagten hohen Geheimdienstfunktionären, oder wie im Fall Andreotti mit Politikern, oft genug stehen: Geheimpolitik tut alles, um der Justiz keine Beweise für ihr kriminelles Tun zu hinterlassen.
  
Nach der Verhaftung Contradas im Dezember 1992 verteidigt ihn
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Am 5. April 1996 wird Contrada in erster Instanz wegen Begünstigung der Mafia zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt. Im Mai 2001 wird er in der zweiten Instanz freigesprochen. Im Dezember 2002 entscheidet das Kassationsgericht, den Freispruch aufzuheben und ordnet die Wiederaufnahme des Berufungsprozesses an.
allzu lautstark der nationale Polizeichef Vincenzo Parisi. einige
 
Jahre zuvor Chef des SISDE: Contrada sei ein braver Staatsdie
 
ner, nur durch die Umstände in Sizilien dazu geführt, »sich die
 
Hände schmutzig zu machen«. In seltener Offenheit räumt der
 
Polizeichef damit die Notwendigkeit »schmutziger Tätigkeit«
 
dieser Art für einen hohen Staatsfunktionär ein. Contrada weist
 
allerdings im Prozess dann weit von sich, jemals »schmutzige«
 
Aufträge angenommen zu haben, »die seien ihm immer zu ge
 
fährlich gewesen«. Parisi ist inzwischen —
 
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gestorben
 
und kann seine Angaben im Prozess nicht mehr vertiefen.
 
Der Staatsanwalt stellt fest, dass Contrada mit dem Wissen und
 
der Deckung durch hohe Politiker und Staatsbeamte aktiv
 
war. Genannt werden der Ex-Innenminister Antonio Gava,
 
1995 ebenfalls wegen mafioser Aktivitäten angeklagt. Polizeichef
 
Vincenzo Parisi und ein anderer Exchef des SISDE,
 
Riccardo Malpica, angeklagt wegen Veruntreuung hoher Sum
 
men von Staatsgeldern.
 
Der Contrada-Prozess gilt als ein Anfang zur Aufdeckung der
 
obskuren Umtriebe der Geheimdjenste mit der Mafia, die auf
 
die eine oder andere Weise in allen politischen Mafia-Mor
 
den aufgetaucht sind. Doch der Prozessverlauf spiegelt die
 
schwierige Lage wider, vor der die Gerichte mit angeklagten ho
 
hen Geheimdienstfunktionären, oder wie im Fall Andreotti mit
 
Politikern. oft genug stehen: Geheimpolitik tut alles, um der Jus
 
tiz keine Beweise für ihr kriminelles Tun zu hinterlassen.
 
Am 5. April 1996 wird Contrada in erster Instanz wegen Be
 
günstigung der Mafia zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt. Im
 
Mai2001 wird er in der zweiten Instanz freigesprochen. Im De
 
zember 2002 entscheidet das Kassationsgericht, den Freispruch
 
aufzuheben. und ordnet die Wiederaufnahme des Berufungs
 
prozesses an.
 
  
(aus: Regine Igel, 2006: Terrorjahre)
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[http://www.herbig.net/gesamtverzeichnis/sachbuch/einzelansicht/product/finden-2/terrorjahre/igel.html (aus: Regine Igel, 2006: Terrorjahre)]

Aktuelle Version vom 25. Februar 2015, 12:53 Uhr


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Bruno Contrada, geboren 1932 in Neapel.

Biographie

Contrada kommt als 30-Jähriger in den Polizeidienst nach Palermo, wo er im Laufe der Jahre Chef der Mordkommission des Polizeipräsidiums und dann der für den Kampf gegen die Mafia verantwortliche Vize-Polizeipräfekt wird.

In der Mafia-Hochhurg Palermo werden Mafia-Spitzel im Staatsapparat immer wieder vermutet. Gegenüber Bruno Contrada bleibt der unter Kollegen schon Anfang der 80er-Jahre entstehende Verdacht besonders konstant. Auch Giovanni Falcone fehlten handfeste Beweise, um gegen ihn vorzugehen. Neben seinem Amt in der Polizei ist Contrada der erste Mann des zivilen Geheimdienstes SISDE in Sizilien, der dritte in der nationalen Rangfolge. Damit hat er Zugang zu Geheiminformationen und steht in unmittelbarem Kontakt mit den Politikern in Rom. Contrada ist Mitglied der mächtigen Elite-Freimaurerloge Ritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem. Wer in Sizilien Rang und Namen hat, ist hier organisiert.

Als 1992 in Italien das große Aufräumen beginnt und ehemalige Mafiosi den Ermittlern gegenüber Namen der Doppeispieler im Staatsapparat nennen, hat auch Contradas Stunde geschlagen.

Er wird beschuldigt, Verhaftungen von Mafiosi verhindert zu haben, indem er geplante Polizeiaktionen der Mafia vorher mitteilte; auch soll er geheime, den Mord an Giovanni Falcone und Paolo Borsellino 1992 ermöglichende Informationen weitergegeben und Ermittlungen der Staatsanwaltschaft behindert haben. 31 Monate verbringt er in Untersuchungshaft. 35.000 Seiten umfassen die Prozessakten, zehn geständige Mafiosi beschuldigen ihn, getrennt voneinander, mit der Mafia gemeinsame Sache gemacht zu haben.

Nach der Verhaftung Contradas im Dezember 1992 verteidigt ihn allzu lautstark der nationale Polizeichef Vincenzo Parisi, einige Jahre zuvor Chef des SISDE: Contrada sei ein braver Staatsdiener, nur durch die Umstände in Sizilien dazu geführt, "sich die Hände schmutzig zu machen". In seltener Offenheit räumt der Polizeichef damit die Notwendigkeit "schmutziger Tätigkeit" dieser Art für einen hohen Staatsfunktionär ein. Contrada weist allerdings im Prozess dann weit von sich, jemals "schmutzige" Aufträge angenommen zu haben, "die seien ihm immer zu gefährlich gewesen". Parisi ist inzwischen — plötzlich — gestorben und kann seine Angaben im Prozess nicht mehr vertiefen.

Der Staatsanwalt stellt fest, dass Contrada mit dem Wissen und der Deckung durch hohe Politiker und Staatsbeamte aktiv war. Genannt werden der Ex-Innenminister Antonio Gava, 1995 ebenfalls wegen mafioser Aktivitäten angeklagt. Polizeichef Vincenzo Parisi und ein anderer Exchef des SISDE, Riccardo Malpica, angeklagt wegen Veruntreuung hoher Summen von Staatsgeldern.

Der Contrada-Prozess gilt als ein Anfang zur Aufdeckung der obskuren Umtriebe der Geheimdienste mit der Mafia, die auf die eine oder andere Weise in allen politischen Mafia-Morden aufgetaucht sind. Doch der Prozessverlauf spiegelt die schwierige Lage wider, vor der die Gerichte mit angeklagten hohen Geheimdienstfunktionären, oder wie im Fall Andreotti mit Politikern, oft genug stehen: Geheimpolitik tut alles, um der Justiz keine Beweise für ihr kriminelles Tun zu hinterlassen.

Am 5. April 1996 wird Contrada in erster Instanz wegen Begünstigung der Mafia zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt. Im Mai 2001 wird er in der zweiten Instanz freigesprochen. Im Dezember 2002 entscheidet das Kassationsgericht, den Freispruch aufzuheben und ordnet die Wiederaufnahme des Berufungsprozesses an.

(aus: Regine Igel, 2006: Terrorjahre)