Prof. Dr. Ulrike Guérot am 3.6.2025:Ode an die Republik: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Was können die Bürger noch tun?'''
'''Sie haben zum Schluss des Buches eine ''„Kleine Hausordnung für die Republik“'' aufgestellt. Dort heißt es zum Beispiel unter Punkt 1: ''„Jeder besteht darauf, Bürger dieser Republik zu sein, nicht Mensch in diesem Lande.“'' Das ist ein bemerkenswerter Gedanke. Würden Sie ihn bitte erläutern?'''


''Nun, fast würde ich – ein bisschen schalkhaft – antworten wollen: Mein Buch lesen? Ich wünsche mir wirklich eine große, breite, ehrliche, offene, strittige, heftige Diskussion über die Ideen, Theorien und Thesen meines Buches. Ich bürste vieles in dem Buch gegen den Strich, spreche mich vehement gegen die Brandmauer aus, ohne jedoch die AfD zu hofieren. Die kleine Hausordnung für die Republik ist eigentlich genau das: die Bitte, dass wir aufhören mit kindischem oder kleinkariertem Geschwätz, mit Getue und lawfare, mit Cancel Culture, Denunziantentum, gegenseitigem Schlechtreden und Ausgrenzen; sondern dass wir wieder fair und ehrlich über Sachargumente streiten, wie mündige Bürger eben, die wehrhaft sind, die kein Correctiv oder Fakten-Checker brauchen, um sich ihre freie Meinung zu bilden, und die ihre politischen Geschicke in die Hand nehmen, statt sie der KI zu überlassen.''
''Da gibt es doch eigentlich gar nicht so viel zu erläutern, oder? Das Gegensatzpaar zum Menschen ist das Tier. Wir sind aber eben nicht, wie Angela Merkel das immer sagte, die Menschen in diesem Lande, sondern die Bürger dieses Landes, und als solche hat eine Kanzlerin uns zu adressieren. Der Verfall der politischen Kultur der Bundesrepublik hat meines Erachtens damals begonnen. Anders formuliert: Mensch-sein ist eine vorpolitische Kategorie. Bürger jedoch bezeichnet die Beziehung zum Staat, genauer: zur Republik, zur res publica, also dem allgemeinen Wohl. Wir alle sind als Bürger gehalten, an diesem Gemeinwohl mitzuwirken. Hannah Arendt weist zu Recht darauf hin, dass die Republik das inter-esse, also das Zwischen-Sein der Bürger in einem Gemeinwesen organisiert, denn niemand lebt allein.''


''Eigentlich ist mein Buch eine Ode an die Republik, eine Volte gegen die derzeitigen libertären Versuchungen und – im letzten Kapitel – vor allem der Versuch, über eine völlige Neuausrichtung von Europa jenseits der EU nachzudenken.''
''Auch Immanuel Kant sprach bekanntlich vom mündigen Bürger, nicht vom mündigen Menschen. Ohne mündigen Bürger kann keine Demokratie funktionieren. Wenn wir uns auf vorpolitische Kategorien reduzieren lassen, dann wird es schwierig.''


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Version vom 6. Juni 2025, 15:11 Uhr

Prof. Dr. Ulrike Guérot (Foto: Karl Gruber)

Prof. Dr. Ulrike Guérot: „Es geht nicht um Logik, es geht um Propaganda“

Inhalt

Sie haben zum Schluss des Buches eine „Kleine Hausordnung für die Republik“ aufgestellt. Dort heißt es zum Beispiel unter Punkt 1: „Jeder besteht darauf, Bürger dieser Republik zu sein, nicht Mensch in diesem Lande.“ Das ist ein bemerkenswerter Gedanke. Würden Sie ihn bitte erläutern?

Da gibt es doch eigentlich gar nicht so viel zu erläutern, oder? Das Gegensatzpaar zum Menschen ist das Tier. Wir sind aber eben nicht, wie Angela Merkel das immer sagte, die Menschen in diesem Lande, sondern die Bürger dieses Landes, und als solche hat eine Kanzlerin uns zu adressieren. Der Verfall der politischen Kultur der Bundesrepublik hat meines Erachtens damals begonnen. Anders formuliert: Mensch-sein ist eine vorpolitische Kategorie. Bürger jedoch bezeichnet die Beziehung zum Staat, genauer: zur Republik, zur res publica, also dem allgemeinen Wohl. Wir alle sind als Bürger gehalten, an diesem Gemeinwohl mitzuwirken. Hannah Arendt weist zu Recht darauf hin, dass die Republik das inter-esse, also das Zwischen-Sein der Bürger in einem Gemeinwesen organisiert, denn niemand lebt allein.

Auch Immanuel Kant sprach bekanntlich vom mündigen Bürger, nicht vom mündigen Menschen. Ohne mündigen Bürger kann keine Demokratie funktionieren. Wenn wir uns auf vorpolitische Kategorien reduzieren lassen, dann wird es schwierig.

Das Interview führte Marcus Klöckner.

Dieses Interview erscheint mit Genehmigung der Nachdenkseiten wo es am 6. Juni 2025 erstmals publiziert wurde.