Stimmen aus dem Rh/N-Dreieck 12.12.2025 B

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Das Kreisforstamt informiert:

Wie die Holzernte die Wälder im Rhein-Neckar-Kreis klimastabiler macht


Seit Beginn der kalten Jahreszeit ist auch im Rhein-Neckar-Kreis die Holzerntesaison in vollem Gange. Warum die Waldarbeit vor Ort gerade vor dem Hintergrund des Klimawandels so wichtig ist, darüber informiert das Kreisforstamt des Rhein-Neckar-Kreises.


Der Wald in Baden-Württemberg ist ein unverzichtbarer Akteur im Klimaschutz, doch der schnell fortschreitende Klimawandel überfordert seine natürliche Anpassungsfähigkeit. Um den Wald als lebenswichtige Kohlenstoffsenke langfristig zu sichern und seine vielen Funktionen zu erhalten, ist eine aktive, naturnahe Waldbewirtschaftung unerlässlich. Gezielte Holzerntemaßnahmen spielen dabei eine zentrale Rolle. Wälder sind natürliche Kohlenstoffspeicher, da Bäume CO2 aus der Luft aufnehmen und im Holz binden. In Baden-Württemberg bedecken Wälder etwa 38 Prozent der Fläche und speichern insgesamt 243 Millionen Tonnen Kohlenstoff. Der Waldzustand ist aber mancherorts besorgniserregend. Sturm, Dürre und Schadorganismen wie der Borkenkäfer führen dazu, dass Bäume an Vitalität verlieren und letztendlich absterben können.


„Zukunftsbäumen“ ausreichend Platz zur Entfaltung bieten

Die Holzernte bietet den Försterinnen und Förstern des Kreisforstamts Rhein-Neckar-Kreis ein Werkzeug, um gegen diese Entwicklung anzukämpfen. In Baumalter gesehenen jungen Jahren werden die vielversprechendsten Bäume für die Zukunft ausgewählt und langfristig markiert. Bei diesen sogenannten „Z-Bäumen“ (Zukunftsbäumen) handelt es sich um die vitalsten Vertreter von Baumarten, die laut Prognosen am besten mit der klimatischen Veränderung der nächsten Jahrzehnte klarkommen werden. Heimische, klimastabile Baumarten wie zum Beispiel Eichen, Spitzahorn und Hainbuche werden dabei besonders berücksichtigt. Die ausgewählten Bäume werden durch die Entnahme von „Bedrängern“ aktiv gefördert. Ziel ist es, der Krone der Z-Bäume ausreichend Platz zur Entfaltung zu bieten. Um Trockenheit und Hitze möglichst gut standzuhalten, ist es wichtig, dass die Z-Bäume eine große Krone entwickeln, denn die Krone ist der Zuwachsmotor des Baumes. So wird auch das Wurzelsystem zum Wachstum angeregt und der Baum kann sich besser mit Wasser und Nährstoffen versorgen.


Bei der Z-Baumauswahl soll auch eine möglichst große Baumartenmischung erreicht werden, denn Mischung bedeutet Risikostreuung. Je älter die Bestände werden, desto weniger Eingriffe finden statt. Wo am Anfang noch jedes zweite Jahr ein Eingriff erfolgte, beschränken sich diese später auf ein- bis zweimal im Jahrzehnt. Ist der Zeitpunkt nach vielen Förstergenerationen reif, werden die Z-Bäume schrittweise geerntet. So wird der nachfolgenden Generation ein möglichst gesunder und vielfältiger Wald hinterlassen. Es werden jedoch keinesfalls alle alten Bäume geerntet. Exemplare, die besonderen Tier- und Pflanzenarten ein Zuhause bieten, bleiben stehen und verfallen auf natürliche Weise im Wald.

Das Holz, das entnommen wird, wird vielfältig verwendet. Bei Durchforstungen in jungen Wäldern fällt vor allem Brennholz an, welches der Bevölkerung des Rhein-Neckar-Kreises zugänglich gemacht wird. Bei späteren Eingriffen, wenn die Durchmesser der Bäume größer sind, kann Schnittholz für die heimische Sägeindustrie bereitgestellt werden. Über 80 Prozent des geernteten Holzes wird direkt in Baden-Württemberg weiterverarbeitet. So werden regionale Arbeitsplätze gestärkt und Transportwege minimiert. Ein weiterer Vorteil: Die Nutzung von Holz als Werk- und Baustoff hilft, den gespeicherten Kohlenstoff langfristig auch außerhalb des Waldes zu binden. Holz, das nicht für die Verarbeitung zu Schnittholz geeignet ist, wird zu Holzwerkstoffen verarbeitet, die zum Beispiel in Spanplatten oder Dämmmaterialien zum Einsatz kommen.


„Durch waldbauliche Entscheidungen an der Zukunftsfähigkeit unserer Wälder zu arbeiten und gleichzeitig ein nachhaltiges und regionales Produkt wie Holz zu produzieren, war eine der Hauptmotivationen, warum ich diesen Beruf gewählt habe“, erklärt Tom Karrer, Förster und Trainee am Kreisforstamt. „Ich habe vor meiner Traineezeit eine Ausbildung zum Schreiner gemacht und finde, Holz ist einfach ein toller Werkstoff.“


Das grundlegende Prinzip der Forstwirtschaft in Deutschland ist seit vielen Generationen die Nachhaltigkeit. Das heißt, es wird maximal so viel Holz eingeschlagen, wie im gleichen Zeitraum nachwächst. In Baden-Württemberg haben die Holzvorräte der Wälder in den letzten Jahrzehnten weiter zugenommen. Damit zeigt sich, dass eine verantwortungsvolle Bewirtschaftung nicht nur die ökologische Stabilität sichert, sondern auch zukünftigen Generationen einen gesunden und leistungsfähigen Wald erhält.


Blick in die Krone eines jungen „Zukunftsbaumes“. (Foto: Kreisforstamt)