Jeffrey D. Sachs 22.3.2024: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 25. März 2024, 10:38 Uhr

Rechercheure stärken Laborthese. Forderungen nach Untersuchung im Kongress und globalen Maßnahmen. US-Regierung unter Druck. Einige Thesen zur Debatte.

Die US-Regierung hat ein Programm einer gefährlichen Labor-Forschung finanziert und unterstützt, das möglicherweise zur Entstehung und versehentlichen Freisetzung von Sars-CoV-2 führte, dem Virus, das die Covid-19-Pandemie verursacht hat. Die gefährliche Labor-Forschung und ihre Folgen

Nach dem Ausbruch der Pandemie haben Vertreter der US-Regierung die Unwahrheit gesagt, um ihre mögliche Rolle zu vertuschen. Die US-Regierung sollte die Lügen korrigieren, die Fakten offenlegen und dem Rest der Welt gegebenenfalls Wiedergutmachung leisten.

Eine Gruppe engagierter Wahrheitssucher – Journalisten, Wissenschaftler, Whistleblower – hat eine große Menge an Informationen zusammengetragen, die auf einen wahrscheinlichen Ursprung von Sars-CoV-2 im Labor hindeuten. Untersuchungen und Ermittlungen zur Pandemie

Am wichtigsten war die unerschrockene Arbeit von Mitarbeitern der US-Website The Intercept und US Right to Know, insbesondere deren investigativen Reporterin Emily Kopp.

Auf der Grundlage dieser Ermittlungsarbeit führt der von den Republikanern geführte Ausschuss für Aufsicht und Rechenschaftspflicht des Repräsentantenhauses nun eine wichtige Untersuchung in einem Sonderausschuss zur Coronavirus-Pandemie durch. Die Rolle des US-Senators Rand Paul

Im Senat war der republikanische Senator Rand Paul die führende Stimme für Transparenz, Ehrlichkeit und Vernunft bei der Untersuchung des Ursprungs von Sars-Cov-2.

Die Beweise für einen möglichen Labor-Ursprung des Corona-Virus drehen sich um ein mehrjähriges von den Vereinigten Staaten durchgeführtes Forschungsprogramm, an dem US-amerikanische und chinesische Wissenschaftler beteiligt waren. Jeffrey Sachs ist US-Ökonom und Aktivist. Bild: Jeffrey Sachs, 2019. Bild: WTO/Jay Louvion, CC BY-SA 2.0

Die Forschung wurde von US-Wissenschaftlern konzipiert, hauptsächlich von den National Institutes of Health (NIH) und dem Verteidigungsministerium finanziert und von einer US-Organisation, der EcoHealth Alliance (EHA), verwaltet, wobei ein Großteil der Arbeit am Wuhan Institute of Virology (WIV) in China durchgeführt worden ist. USA schulden dem Rest der Welt die volle Wahrheit

Hier sind die Fakten, die bis heute bekannt geworden sind.

Erstens: Das National Institute of Health (NIH) wurde ab 2001 zur Heimat der Biowaffenforschung. Mit anderen Worten, die NIH wurden zu einem Forschungszweig des Militärs und der Geheimdienste.

Die Mittel aus dem Budget des Verteidigungsministeriums gingen an die Abteilung von Dr. Anthony Fauci, vom National Institute for Allergies and Infectious Diseases (Niaid).

Zweitens: Das Niaid und die Defense Advanced Research Projects (DARPA, im Verteidigungsministerium) unterstützten umfangreiche Forschungen über potenzielle Krankheitserreger für biologische Kriegsführung und Bioabwehr sowie für die Entwicklung von Impfstoffen zum Schutz vor Biowaffen oder versehentlicher Freisetzung natürlicher oder manipulierter Krankheitserreger im Labor.

Ein Teil der Arbeit wurde in den Rocky Mountain Laboratories der NIH in den USA durchgeführt, die Viren ihrer hauseigenen Fledermaus-Kolonie manipuliert und getestet haben. Die Gefahren der Gain-of-Function-Forschung

Drittens: Das NIAID wurde zu einem großen finanziellen Unterstützer der Gain of Function (GoF)-Forschung, d. h. von Laborexperimenten, die darauf abzielen, Krankheitserreger genetisch so zu verändern, dass sie noch pathogener (krank machender) werden, wie etwa Viren, die leichter zu übertragen sind und/oder infizierte Personen mit größerer Wahrscheinlichkeit töten können.

Diese Art der Forschung ist von Natur aus gefährlich, sowohl, weil sie darauf abzielt, gefährlichere Krankheitserreger zu erzeugen, aber ebenso, weil diese neuen Krankheitserreger entweder versehentlich oder absichtlich aus dem Labor entweichen können (z. B. als Akt der biologischen Kriegsführung oder durch Terrorismus).

Viertens: Viele führende US-Wissenschaftler lehnen die GoF-Forschung grundsätzlich ab. Einer der führenden Gegner innerhalb der Regierung war Robert Redfield, ein Virologe der Armee, der später zu Beginn der Pandemie Direktor der Centers for Disease Control (CDC) werden sollte.

Redfield vermutete von Anfang an, dass die Pandemie auf die von den NIH unterstützte Forschung zurückzuführen sei, sagt aber, dass er von Fauci ins Abseits gedrängt worden sei. Die Erkenntnisse und Vertuschungen der NIH

Fünftens: Die US-Regierung hatte aufgrund der sehr hohen Risiken, die mit der GoF-Forschung verbunden ist, im Jahr 2017 zusätzliche Bio-Sicherheitsvorschriften erlassen. GoF-Forschung muss seitdem in den USA in Hochsicherheitslaboren durchgeführt werden, d.h. in solchen mit der Biosicherheitsstufe 3 (BSL-3) oder Biosicherheitsstufe 4 (BSL-4).

Die Arbeit in einer BSL-3- oder BSL-4-Anlage ist aber aufgrund der zusätzlichen Kontrollen gegen ein mögliches Entweichen der Erreger aus der Anlage viel teurer und zeitaufwändiger als die Arbeit in einer BSL-2-Anlage.

Sechstens: Eine von den NIH unterstützte Forschungsgruppe, die EcoHealth Alliance (EHA), schlug vor, einen Teil ihrer GoF-Forschung an das Wuhan Institute of Virology (WIV) zu verlagern. Im Jahr 2017 reichte die EHA einen Antrag bei den Defense Advanced Research Projects (DARPA) der US-Regierung für die Arbeit der GoF am WIV in Wuhan ein.

Der Vorschlag mit dem Namen Defuse war ein regelrechtes "Rezeptbuch" für die Herstellung von Viren wie Sars-CoV-2 im Labor.

Der Defuse-Plan bestand darin, mehr als 180 bisher nicht gemeldete Stämme des Betacoronavirus, die vom WIV gesammelt worden waren, zu untersuchen und GoF-Techniken dabei einzusetzen, um diese Viren gefährlicher zu machen.

Konkret schlug das Projekt vor, in natürliche Viren Protease-Stellen wie die Furin-Spaltstelle (FCS) einzufügen, um die Infektiosität und Übertragbarkeit des Virus zu erhöhen. Whistleblower und ihre Enthüllungen

Siebtens: Der EHA-Direktor prahlte in dem Vorschlagsentwurf damit, dass "die Arbeit an Sars-CoV-Viren im Rahmen der Biosicherheitsstufe 2 (BSL-2) unsere Untersuchungen im Vergleich zu anderen Fledermausvirus-Forschungsprogrammen sehr viel kostengünstiger machen würde", was den leitenden Wissenschaftler des EHA-Vorschlags zu der Bemerkung veranlasste, dass US-Wissenschaftler darauf "panisch reagieren" würden, wenn sie von der Unterstützung der US-Regierung für die GoF-Forschung am WIV in einer BSL2-Einrichtung in China erfahren würden.

Achtens: Das Verteidigungsministerium lehnte den Defuse-Vorschlag im Jahr 2018 jedoch ab, obwohl die NIAID-Mittel für EHA an die wichtigsten Wissenschaftler des Defuse-Projekts schon geflossen waren. Die EHA verfügte also über die laufende NIH-Finanzierung, um das Defuse-Forschungsprogramm durchzuführen. CIA-Erkenntnisse und mögliche Bestechung

Neuntens: Als der Ausbruch von Sars-CoV-2 Ende 2019 und Januar 2020 zum ersten Mal in Wuhan festgestellt wurde, glaubten wichtige US-Virologen, die mit den NIH in Verbindung stehen, dass Sars-CoV-2 höchstwahrscheinlich aus der GoF-Forschung hervorgegangen ist, und sprachen dies in einem Telefonat mit Fauci am 1. Februar 2020 aus.

Der auffälligste Hinweis für diese Wissenschaftler war das Vorhandensein der Furin-Spaltstelle (FCS) in Sars-CoV-2, wobei die FCS genau an derselben Stelle im Virus (der S1/S2-Verbindung) festzustellen war, die im Defuse-Programm vorgeschlagen worden ist.

Zehntens: Die höchsten NIH-Beamten, darunter Direktor Francis Collins und NIAID-Direktor Fauci, versuchten daraufhin, die von den NIH unterstützte GoF-Forschung zu verheimlichen und förderten die Veröffentlichung einer wissenschaftlichen Publikation ("The Proximal Origin of Sars-CoV-2") im März 2020, in der ein natürlicher Ursprung des Virus behauptet wurde. Das Papier ignorierte den Defuse-Vorschlag völlig.

Elftens: Einige US-Beamte begannen, mit dem Finger auf das WIV als Quelle des Laborlecks zu weisen, während sie das von den NIH finanzierte und von der EHA geleitete Forschungsprogramm dort verheimlichten, das zu dem Virus geführt haben könnte.

Zwölftens: Die oben genannten Fakten sind nur als Ergebnis unerschrockener investigativer Berichterstattung, von Whistleblowern und Leaks aus dem Inneren der US-Regierung ans Licht gekommen, einschließlich des Durchsickerns des Defuse-Vorschlags. Der Generalinspektor des Ministeriums für Gesundheit und soziale Dienste stellte 2023 fest, dass die NIH die EHA-Zuschüsse nicht angemessen überwacht hat.

Dreizehntens: Die Untersucher haben im Nachhinein auch festgestellt, dass Forscher der Rocky Mountain Labs zusammen mit wichtigen Wissenschaftlern, die mit EHA in Verbindung stehen, die RML-Ägyptischen Flughunde mit Sars-ähnlichen Viren infiziert haben, und zwar in Experimenten, die eng mit den in Defuse vorgeschlagenen Experimenten im Zusammenhang stehen.

Vierzehntens: Das FBI und das Energieministerium haben ihre Einschätzungen veröffentlicht, dass der Labor-Ursprung von Sars-CoV-2 die wahrscheinlichste Erklärung für das Virus ist.

Fünfzehntens: Ein Whistleblower aus dem Inneren der CIA hat kürzlich behauptet, dass das CIA-Team, das den Ursprung von Sars-CoV-2 untersucht hat, zu dem Schluss gekommen ist, dass Sars-CoV-2 höchstwahrscheinlich aus dem Labor stammt, aber dass hochrangige CIA-Beamte das Team bestochen hätten, damit sie einen natürlichen Ursprung des Virus angeben. Schlussfolgerungen

Die Summe der Beweise – und das Fehlen verlässlicher Beweise, die auf einen natürlichen Ursprung hindeuten (siehe hier und hier) – weisen darauf hin, dass die USA ein gefährliches GoF-Forschungsprogramm finanziert und umgesetzt haben, das zur Entstehung von Sars-CoV-2 und dann zu einer weltweiten Pandemie geführt haben könnte.

Eine überzeugende aktuelle Einschätzung des mathematischen Biologen Alex Washburne kommt zu dem Schluss, dass Sars-CoV-2 "zweifelsfrei aus einem Labor hervorgegangen ist …" Er merkt auch an, dass die Mitarbeiter an diesem Projekt "ihre Arbeit fortsetzten und nun etwas starteten, was man korrekterweise als Desinformationskampagne bezeichnen muss", um die Herkunft des Virus aus dem Labor zu verschleiern. Lesen Sie auch FDP fordert erneut Enquete-Kommission zur Aufarbeitung der Corona-Pandemie Telepolis Medien: Das große Versagen in und nach der Corona-Krise Telepolis Corona und die Lehren: Wer wird gerettet, wenn die nächste Pandemie kommt? Telepolis

Ein von den USA finanzierter Labor-Ursprung von Covid-19 wäre sicherlich der bedeutendste Fall staatlicher grober Fahrlässigkeit in der Weltgeschichte.

Ferner besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass die US-Regierung bis zum heutigen Tag die gefährliche GoF-Forschung als Teil ihres Bio-Waffen-Programms finanziert. Die USA schulden dem Rest der Welt die volle Wahrheit und vielleicht auch eine umfassende finanzielle Entschädigung, je nachdem, was die Fakten letztendlich offenbaren werden. Drei dringende Maßnahmen, die unbedingt notwendig wären

Die erste Maßnahme ist eine unabhängige wissenschaftliche Untersuchung, bei der alle am EHA-Forschungsprogramm beteiligten Laboratorien in den USA und China ihre Bücher und Aufzeichnungen vollständig auf den Tisch legen und für die unabhängigen Forscher öffnen müssen.

Die zweite dringende Maßnahme ist ein weltweiter Stopp der GoF-Forschung, bis ein unabhängiges globales wissenschaftliches Gremium grundlegende Regeln für die biologische Sicherheit festgelegt hat.

Und drittens muss die UN-Generalversammlung eine rigorose rechtliche und finanzielle Rechenschaftspflicht für Regierungen festlegen, die durch gefährliche Forschungsaktivitäten, die die Gesundheit und Sicherheit des Rests der Welt bedrohen, gegen internationale Sicherheitsnormen verstoßen.

Jeffrey Sachs (1954, Detroit, Michigan) ist ein US-amerikanischer Ökonom und Professor. Er promovierte an der Harvard University in Wirtschaftswissenschaften im Jahr 1980. Sachs' Karriere ist geprägt von verschiedenen akademischen Positionen sowie Beratertätigkeiten für bedeutende internationale Organisationen wie die Vereinten Nationen, den Internationalen Währungsfonds (IWF) und die Weltbank.

Telepolis hat von Sachs eine Reihe von Artikeln über Hintergründe, Verlauf und Auswirkungen des Ukraine-Kriegs und des Israel Kriegs veröffentlicht.

Als Direktor des Center for Sustainable Development an der Columbia University und als Professor setzt er sich intensiv für nachhaltige Entwicklung ein. Besonders bekannt ist Sachs für seine maßgebliche Rolle bei der Entwicklung von Wirtschaftspolitiken in Osteuropa während des Übergangs vom Kommunismus zum Kapitalismus. Er gilt als Verfechter globaler Armutsbekämpfung.

Sachs' Leistungen in der Wirtschaftswissenschaft brachten ihm zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen ein. Sein Werk und sein Einsatz für eine gerechtere Weltwirtschaft haben seinen Einfluss weit über die Grenzen der akademischen Welt hinaus ausgedehnt. In "The Price of Civilization: Reawakening American Virtue and Prosperity" (2011) setzt er sich mit Fragen der US-Gesellschaft und Wirtschaft auseinander.

Sachs war in den letzten Jahren auch Mitglied der Lancet-Kommission, einem Gremium von hochrangigen Wissenschaftlern aus verschiedenen Wissenschaftsbereichen, die die renommierte britische medizinische Fachzeitschrift Lancet eingesetzt hatte, um Lehren für die Zukunft aus der Covid-19-Pandemie zu ziehen. Die Kommission bietet eine umfassende Untersuchung, Analyse und Reaktion auf Covid-19 an.

Der vorliegende Text erschien zuerst auf der Website Common Dreams auf Englisch. Er wurde für das deutsche Publikum leicht bearbeitet und die Zwischenüberschriften ergänzt.

Übersetzer und Autor: Klaus-Dieter Kolenda, Prof. Dr. med., Facharzt für Innere Medizin – Gastroenterologie, Facharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin/Sozialmedizin, war von 1985 bis 2006 Chefarzt einer Rehabilitationsklinik für Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems, der Atemwege, des Stoffwechsels und der Bewegungsorgane. Seit 1978 ist er als medizinischer Sachverständiger bei der Sozialgerichtsbarkeit in Schleswig-Holstein tätig. Zudem arbeitet er in der Kieler Gruppe der IPPNW e.V. (Internationale Ärztinnen und Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs und für soziale Verantwortung) mit. E-Mail: klaus-dieter.kolenda@gmx.de